„Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd“, sagte Otto von Bismarck. Doch noch nie spielte Kriegspropaganda in sozialen Medien eine so große Rolle wie im Ukraine-Krieg.
Von Lord Ponsonby stammt der Satz: „Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit“. Ponsonby fasste in seinem Buch „Lüge in Kriegszeiten“ die bis heute gültigen Grundsätze jeder Kriegspropaganda zusammen:
- Wir wollen den Krieg nicht.
- Der Gegner trägt die alleinige Schuld.
- Der Führer des Gegners ist ein Teufel.
- Wir kämpfen für eine gute Sache.
- Der Gegner kämpft mit verbotenen Waffen.
- Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich.
- Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm.
- Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache.
- Unsere Mission ist heilig und humanitär.
- Wer unsere Berichterstattung kritisiert, ist ein Verräter.
Die Kriegspropaganda im Ukraine-Krieg hat in den sozialen Medien ihren Höhepunkt erreicht: Die Reden des ukrainischen Präsidenten – unrasiert, im olivgrünen T-Shirt und Netflix-Format – werden in drei Sprachen auf Telegramm übertragen und sind als Selfie-Videos abrufbar. Der Medienprofi Selesnkij erinnert die US-Kongressabgeordneten an Pearl Harbour, zitiert im britischen Unterhaus Churchill und spricht in Berlin über den Mauerfall. Seine filmreifen Monologe enthalten keine Fakten, er schürt reine Emotionen nach Ponsonbys Regeln der Kriegspropaganda. Selesnkij beschimpft Geberländer, fordert Europas Verzicht auf Öl und Gas, NATO-Militärschläge, Geld, Waffen und EU-Beitritt mit dem Ziel, uns zur Kriegspartei zu machen. Mit Erfolg: Die EU wurde vom Friedensprojekt zum Waffenexporteur. Europa dreht sich selbst das Gas ab. Österreich wirft die Neutralität weg. Kurzum: Der Westen vergisst seine Verantwortung gegenüber Hunderten Millionen eigenen Bürgern und riskiert den 3.Weltkrieg für einen Konflikt, dessen wahre Hintergründe Papst Franziskus jüngst skizzierte. Hätte der irakische Präsident während des USA-Irak-Krieges live in westlichen Parlamenten Reden halten können? Nein – und jetzt wissen Sie, was Propaganda ist.
Die russische Seite ist um nichts besser. Die Kreml-Propaganda hat nur außerhalb Russlands in sozialen Medien keine Plattform: Die antisemitischen Verschwörungserzählungen des russischen Außenministers sind unverzeihlich skandalös. Absurd ist das Märchen, Russland führe diesen Krieg, um die Ukraine zu „entnazifizieren“. Als Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert dienen schäbiger Antisemitismus und Nazi-Keule gleichermaßen (man beachte die Doppelstrategie).
Lüge in Kriegszeiten – wie sagte Prof. Noam Chomsky zu sagen: „Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation wehren zu können.“