„Das Meisterstück“

In der ORF-Pressestunde vom letzten Sonntag lieferte Ministerin Heinisch-Hosek einen  Auftritt der Sonderklasse. Sie bezeichnete die desaströse Bildungspolitik ernstlich als „Meisterstück“, für deren Umsetzung es nur noch „ein bisschen Diskussionsbedarf“ gebe. Ihr Fernsehauftritt hatte so etwas wie Kultcharakter.

Rund 30% der 15jährigen können nach 9 Jahren Schule nicht wirklich lesen, schreiben oder rechnen. Sie sind funktionale Analphabeten. Dieses bildungspolitische „Meisterstück“ erwähnte Frau Heinisch-Hosek in der Pressestunde vom letzten Sonntag erst gar nicht (sie wurde aber auch nicht danach gefragt). Die Ministerin sprach auch herzlich wenig über die „Zentralmatura“, was Insider nicht überrascht. Denn ihr Bildungsministerium war ein halbes Jahr lang damit beschäftigt, die „teils verheerenden Ergebnisse“ (so der ehemalige Chef des Bundesinstituts für Bildungsforschung) geheim zu halten. Die Herausgabe der Daten an Bildungsforscher wurde unter Heranziehung aller möglichen Ausreden verweigert. Erst als die Geheimhaltungs- und Vertuschungspolitik unmöglich geworden war, schickte Frau Heinisch-Hosek ihre Pressesprecherin zur Beschönigung ins ORF-Interview. Die Ministerin selbst ließ ausrichten, dass sie mit der Zentralmatura 2015 „sehr zufrieden ist“. In Wahrheit aber schrillten die Alarmglocken:  Die Zentralmatura entpuppte sich als einzige Katastrophe für die Heinisch-Hosek`schen Bildungspolitiker. Ganze Klassen, ja ganze Schulen flogen durch. In den vehement von Heinisch-Hosek geforderten Gesamtschulen gab es in den Fächern Mathematik und Englisch 24-28% Fünfer (die Dunkelziffer soll sogar weit höher liegen) – wohingegen die Fünfer-Quote in den herkömmlichen Schultypen bei nur 7-8% lag. Die Antwort des Bildungsministeriums hierauf? Das Niveau der Zentralmatura soll noch weiter herabgesenkt werden. Vielleicht dachte die Ministerin daran, als sie vor laufender Kamera das Mantra vom bildungspolitischen „Meisterstück“ beschwor.

Das ganz große Ziel formulierte die Ministerin aber anlässlich ihres Amtsantrittes: bis 2018 soll für alle die Schule „ohne Noten – ohne Schultasche – ohne Sitzenbleiben“ kommen.

Die Schüler werden dann zwar überhaupt nichts mehr lernen, aber mit viel Freude und ohne jeden Erfolgsdruck bei der Sache sein. In diesem Zusammenhang hätte ich aber eine bescheidene Bitte:

Sollte es wirklich soweit kommen, ersuche ich bereits jetzt schon um Errichtung von „Sonderschulen“ für Berufsgruppen wie Ärzte, Piloten oder Polizisten. Denn von diesen Personen würde ich mir wünschen, dass sie dort möglichst früh lernen, unter Erfolgsdruck zu arbeiten. Jene Ärzte und Piloten, die das in den „Heinisch-Hosek`schen“ Schulen“ nicht gelernt haben, sollen ausschließlich den dafür verantwortlichen Bildungspolitikern zur Verfügung stehen. Diese müssen sich von ihnen operieren und in die Ferien fliegen lassen; und geht die Operation schief oder gerät das Flugzeug in ernste Turbulenzen, dann gibt es vermutlich ein „bisschen Diskussionsbedarf“. Aber die Hauptsache ist doch, dass der Arzt oder Pilot mit viel Freude bei der Sache war.

PS: In der Pressestunde wurde die Ministerin auch auf die Skandal-Studie zu Wiens islamischen Kindergärten angesprochen – also etwa auf die unkontrollierte Finanzierung terroristischer Organisationen mit Steuergeld. Frau Heinisch-Hosek konnte kein Versagen der Stadtregierung erkennen. Es hätte 3.000 unangekündigte Besuche in den Wiener Kindergärten gegeben, was zeige, dass man „die Sache ernst nehme“, meinte sie. Auf das Abstellen des Missstandes kommt es also nicht an, sondern nur auf „das Ernstnehmen“. Ein „Meisterstück“ eben.