Bauwahnsinn

30 Fußballfelder! Jeden Tag verschwindet in Österreich eine Fläche von 30 Fußballfeldern unter Beton oder Asphalt. Wir sind Europameister im Zubetonieren und Zerstören von Lebensraum. Es ist an der Zeit, Lokalpolitiker und Bauträger klar in die Schranken zu weisen.

Die Zahlen sind erschreckend: Jeden Tag werden Wälder, Wiesen und Äcker in der Größe von 30 Fußballfeldern dem Bau von Straßen, Parkplätzen, Gewerbezentren und Siedlungen geopfert. Jedes Jahr verschwindet in Österreich eine Fläche so groß wie Stadt Salzburg unter Beton oder Asphalt. Und das, obwohl die Bevölkerung kaum wächst und 650 Millionen m² Wohnungen, Gewerbe- und Industriehallen leer stehen. Die Fläche ungenutzter Gebäude ist bereits größer als die Fläche Wiens.

Der parasitäre Flächenfraß hat dazu geführt, dass wir uns selbst nicht mehr mit heimischer Nahrung versorgen können. Wir sind nicht autark. Die Versorgungssicherheit der Bürger im Notfall ist nicht mehr gewährleistet. Hinzu tritt der Klimawandel mit seinen Hitzewellen und Starkregen. Die versiegelten Böden nehmen kein Wasser auf. Die verbauten Naturräume sind für immer verloren. Es kommt zu Hitzeanstieg, Staubbildung und Überschwemmungen. Die Lebensgrundlage der meisten Tiere wird zerstört. Auf unseren fruchtbarsten Böden entstehen Speckgürtel und künstliche Städte, die an Scheußlichkeit kaum zu überbieten sind. Sie sind das billige Machwerk kulturverarmter Politiker und Architekten. Wien wird deshalb seine Stellung als Weltkulturerbe verlieren. Was das für den Tourismus bedeutet, ist klar. (Hingegen zeigt die Stadt Hamburg mit ihrem neuen Wahrzeichen, dem 2016 fertiggestellten Konzerthaus „Elbphilharmonie“, was großartige moderne Architektur ist.)

Wir brauchen einen nationalen Aktionsplan zum Schutz unseres Bodens – wie in Russland oder China. Dort wird es bis zum Jahr 2100 um 50% mehr landwirtschaftliche Flächen geben. Denn die Russen und Chinesen wissen, dass die Produktion von Nahrungsmitteln die künftigen Machtverhältnisse in der Welt entscheidend zur ihren Gunsten beeinflussen wird.

Wir dürfen unsere Raumordnung nicht länger Lokalpolitikern und Bauträgern überlassen. Die Maßnahmen müssen lauten:

  • Bauverbot in Naturräumen und auf landwirtschaftlichen Flächen;
  • Gemeinden erhalten vom Bund nur noch Geld, wenn sie Boden gespart haben;
  • Förderungen für die Nutzung und Sanierung leerstehender Objekte;
  • Direkte Demokratie: zwingende Mitsprache der Bürger bei Umwidmungen und Großprojekten.

Die direkte Demokratie ist entscheidend. Denn ohne Bürgerbeteiligung hätten wir in Österreich bereits drei Atomkraftwerke und im Waldviertel ein Endlager für radioaktiven Müll. Zudem ist die direkte Demokratie das beste Mittel, um Korruption bei Bauprojekten und Umwidmungen auszuschalten. Die Bürger hätten das letzte Wort. Sie könnten in einem abgekarteten Spiel die rote Karte zeigen.

Wie sagte „Krone“-Gründer Hans Dichand: „Ich halte gegenwärtig für das wichtigste Anliegen der Menschheit zu erkennen, dass wir zu zerstörenden Parasiten geworden sind. Es entstehen immer größere Schäden, die noch kaum in unser Bewusstsein dringen. Über den Umweltschutz hinausgehend, ist eine neue Gesinnung notwendig, ein tieferes Gefühl der Verbundenheit mit der Natur, mit Tieren, Bäumen und Pflanzen.“

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