Die Situation ist sehr ernst. Wir verbrauchen mittlerweile zwei Erden pro Jahr! Und der Tag, an dem die natürlichen Ressourcen für das ganze Jahr aufgebraucht sind – der „Welterschöpfungstag“ – liegt jedes Jahr früher.
Der diesjährige Welterschöpfungstag fiel auf den 29. Juli. Da hatten wir alle natürlichen Ressourcen für das Jahr 2021 aufgebraucht. Seit Ablauf des 29. Juli ist jeder weitere Verbrauch unumkehrbarer Raubbau.
Und so sieht die Welt auch aus: 90% der Meere sind leergefischt. Alle 2,5 Sekunden verschwindet Regenwald von der Größe eines Fußballfeldes. Mikroplastik liegt nicht nur in 11.000 Meter Seetiefe, sondern auch auf dem 8800 Meter hohen Mount Everest. Das landet über die Nahrungskette auf unseren Tellern.
Mehr noch: Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt ist das sechste große Artensterben im Gange. Es gibt nur noch 3% frei lebende Wildtiere (wie Elefanten, Rehe oder Hirsche)! 97 % des Lebendgewichts aller auf der Erde laufenden Wirbeltiere entfallen auf Menschen und ihre Schlachttiere!! Das muss man sich vorstellen: „97% hängen mit dem Menschen und seiner Fresssucht zusammen“, so Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident des Club of Rome.
Wir können so nicht weitermachen. Das ist ein Selbstmordprogramm. Auch wenn es Politiker und Ökonomen nicht begriffen haben – wir haben ein neues Zeitalter betreten. Was vor 100 Jahren gut und richtig war, ist heute tödlich. Weizsäcker bringt die Zeitenwende auf den Punkt. Wenn man vor 100 Jahren mehr Fisch wollte, dann schickte man zusätzliche Fischerboote aufs Meer. Wenn man heute mehr Fisch will, muss man Fischfangverbotszonen einrichten, damit die radikal dezimierten Bestände sich erholen. „Wir haben nicht realisiert, dass mit der Zunahme der Zahl der Menschen und ihren Konsumbedürfnissen – die man in der Politik immer für legitim hält – sich die Gesetzmäßigkeiten total verändert haben. Das müssen wir realisieren und entsprechend handeln“, so Weizsäcker.
Unser Wirtschaftssystem belohnt weiterhin die Falschen. Gewinne werden privatisiert und Umweltschäden sozialisiert. Es muss endlich Kostenwahrheit geben! Alles, was an ökologischen Schäden verursacht wird, muss in die Preise eingerechnet werden! Rindfleisch etwa, das unter Vernichtung von Regenwald und starker Luftverpestung nach Europa verschifft wird, müsste das 10-fache kosten. Gewinne müssen künftig dazu verwendet werden, um alle mit der Erzeugung und dem Verkauf von Produkten im Zusammenhang stehenden Umweltschäden zu reparieren. Das wäre Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert.
Die Situation ist sehr ernst. Wir haben wir die ökologische Interessengemeinschaft verlassen. Niemals zuvor war das berühmte Zitat der Hippie Bewegung zutreffender: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“