90% der Meere sind leergefischt. Das Wasser übersäuert. Alle reden über Plastikmüll im Meer, aber die Überfischung ist die größere Bedrohung der Menschheit.
Zählten die Ozeane zur Weltwirtschaft, dann wären sie die siebtgrößte der Welt. 70% der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt. 80% der Lebensvielfalt unseres Planeten sind dort angesiedelt. Aber die Ozeane sterben: 90% der weltweiten Meeresfischbestände sind überfischt, völlig ausgebeutet und total erschöpft. Industrielle Fangflotten mit Satellitennavigation, 3D-Sonargeräten und digitalen Karten orten metergenau jeden Fischschwarm und holen ihn bis auf das letzte Exemplar aus dem Meer. Ihre Fangnetze sind bis zu 60 Kilometer lang und werden auf 2.000 Meter in die Tiefsee hinabgelassen. Dort pflügen sie den Meeresgrund um und zerstören alles. In den Netzen befinden sich Seevögel, Wale, Schildkröten, Haie und Delphine. Sie werden als Abfall ins Meer zurückgeworfen und verenden qualvoll. Ein Drittel aller Fische, die gefangen werden, schafft es nicht auf den Teller!
2015 galten bereits 93% der Fischbestände im Mittelmeer und Nordatlantik als überfischt. Das hemmungslose „Abschlachten und Plündern“, der Klimawandel und Plastikmüll bleiben nicht ohne Folgen: Die fischlosen Meere verdrecken, werden wärmer und übersäuern. Sie sterben.
Wir müssten 60% der Meere sofort unter Schutz stellen. Es sollten längst Fangmengen definiert sein, die nicht überschritten werden dürfen. Wir brauchen internationale Abkommen, die illegales Fischen unter drakonische Strafe stellen und Küstenwachen, die Jagd auf gesetzlose Fischereiflotten machen. Vor allem aber sollte es „Kostenwahrheit“ geben: Würde man in den Fischpreis den ökologischen Schaden einrechnen, der durch Überfischung entsteht, dann müsste der Kaufpreis für Meeresfrüchte wohl beim 50-fachen von heute liegen!
Wir alle sind ist an der Plünderung der Meere beteiligt. 95% des österreichischen Fischbedarfes stammen aus Importen. Dabei haben wir hervorragende heimische Fische, die sich problemlos züchten lassen. Aber der moderne Konsument hat die ökologische Interessengemeinschaft längst verlassen. Er verursacht Schäden, die kaum noch in sein Bewusstsein dringen. Unser Zerstörungspotential, das technischer Fortschritt und modernes Leben mit sich bringen, ist für diese Welt zu groß geworden. Anders gesagt: Ein Einzelner verursacht heute größeren ökologischen Schaden als vor 200 Jahren ein ganzes Königreich. Unsere Lebensweise ist nicht zukunftsfähig. Das kündigen die Vorboten heraufdämmernder Zeiten bereits unheilvoll an: Ozeane sterben, Jahreszeiten lösen sich auf, die Weltbevölkerung steigt sprunghaft an und gigantische Wanderbewegungen setzen ein.
„Der Mensch ist nur ein Teil des Ganzen. Seine Aufgabe ist die eines Hüters, eines Verwalters, nicht die eines Ausbeuters. Der Mensch hat Verantwortung, nicht Macht.“, so dachten die Indianer Nordamerikas. Dieses neue alte Bewusstsein brauchen auch wir, sonst steuern wir auf eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes zu. Sir David Attenborough, der große britische Naturforscher, brachte es auf den Punkt: „Viele Menschen tun, was sie können. Aber wirklicher Erfolg kann nur erzielt werden, wenn sich unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und unsere Politik verändern.“