Doppelmoral

Saudi-Arabien ist 2018 zum größten Waffenimporteur der Welt aufgestiegen. 12% aller Lieferungen weltweit gehen an die Öl-Monarchie. Kein Land hat einen größeren Waffenhunger. Beliefert werden die Saudis von den USA und EU-Staaten. Und wie es der Zufall so will, hat die EU Saudi-Arabien jetzt von der „Schwarzen Liste gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung“ gestrichen.

Nahost-Experte Peter Scholl-Latour sagte schon vor vielen Jahren: „Wenn wir unsere Außenpolitik gegenüber dem Nahen Osten nicht bald ändern und die Vorzugsbehandlung Saudi-Arabiens fortführen, werden wir die Folgen bald zu spüren bekommen. Die Ausbreitung des saudischen Einflusses, welche sich unter unserem Schutz vollzieht, wird verheerende Folgen nach sich ziehen, das ist schon seit Jahrzehnten zu beobachten.“ Und die Geschichte sollte Scholl-Latour Recht geben.

15 von 19 Attentätern der Terroranschläge vom 11. September waren saudische Staatsbürger. Saudi-Arabien soll den „islamistischen Terror auf US-Boden finanziert und systematisch unterstützt haben“, so Bob Graham, ehemaliger Senator und Leiter des US-Geheimdienstausschusses. Doch das Wüstenkönigreich ist dank seines Erdöls und Waffenhungers für die USA unentbehrlich geworden. Deshalb soll die amerikanische Öffentlichkeit über saudischen Terror auf US-Boden nichts erfahren. Der Abschlussbericht über die Anschläge vom 11. September steht bis heute unter Verschluss. Die offizielle Version der Ereignisse lautet weiterhin, dass die 19 Attentäter völlig allein gehandelt hätten.

Mehr als die Hälfte aller US-Waffenlieferungen geht in den Nahen Osten. Der Hauptkunde heißt Saudi-Arabien. Das Land hat seine Waffenkäufe in den letzten Jahren um 194% gesteigert und ist nun der größte Waffenimporteuer der Welt. 12% aller Lieferungen weltweit gehen an das Wüstenkönigreich. Hinzu kommen die immensen Ölvorkommen des Landes, die für die USA von enormer wirtschaftlicher und geostrategischer Bedeutung sind. Zur Verdeutlichung: Saudi-Arabien verdient eine Milliarde Dollar pro Tag im Erdölgeschäft!

In der EU sieht es in puncto Doppelmoral nicht besser aus als in Washington: Saudi-Arabiens religiös-industrieller Sektor gilt als geistige Wiege des IS-Terrors auch in Europa. Mit den enormen Einnahmen aus dem Erdölgeschäft wird die radikal-islamistische Ideologie verbreitet. Von Bosnien bis Indonesien werden einschlägige Salafisten-Moscheen, Zeitungen, Fernsehstationen und Vereine, die radikalsten und intolerantesten Islamismus propagieren, finanziert. Die „New York Times“ nennt Saudi-Arabien einen „IS-Staat“.

Weihnachtsmärkte, Einkaufsstraßen, Konzerte, Flughäfen und Bahnhöfe sind wegen Terrorgefahr nicht mehr sicher. Außenpolitisch müsste der Druck auf Länder wie Saudi Arabien erhöht werden. Doch was macht die EU? Europa verkauft so viele Waffen wie nie zuvor nach Saudi-Arabien. Mehr noch: Die EU hat die Öl-Monrachie jetzt sogar von der Schwarzen Liste jener Länder gestrichen, die im Verdacht stehen, terroristische Aktivitäten zu finanzieren!

Mit seiner Doppelmoral schneidet sich der Westen ins eigene Fleisch. Ein Vielfaches von dem Geld, das man heute mit Waffenlieferungen verdient, wird man morgen in die Beseitigung der Folgen des Terrors investieren müssen.

Artikel Krone Bunt