In 6.500 Metern Meerestiefe fanden Forscher ein bislang unbekanntes Tier. Das Tiefsee-Wesen hatte Plastikmüll im Bauch. Daher sein Name: Eurythenes plasticus. Die Namensgebung steht für die Dummheit des Menschen.
Ein Foto machte vor eineinhalb Jahren weltweit Schlagzeilen: Ein totes Pottwal-Weibchen mit 22 kg Plastik im Bauch wurde an Sardiniens Küste angeschwemmt. Das trächtige Tier hatte sein zwei Meter langes, totes Junges im Bauch, das im Inneren seiner Mutter verwest war. Dieses Schreckensbild war mehr als eine Warnung. Es war ein apokalyptischer Vorbote. 90 % aller Schäden an der Tierwelt im Meer sind auf Plastik zurückzuführen.
Neu und bestürzend ist, dass nun auch Lebewesen in 6.500 Metern Seetiefe von dem Wahnsinn betroffen sind. Forscher fanden dort einen fünf Zentimeter langen, bisher unbekannten Flohkrebs mit Plastik im Bauch. Sie nannten ihn deshalb: Eurythenes plasticus. Die Tatsache, dass unsere Meere flächendeckend derart verseucht sind, dass selbst in 6500 Metern Seetiefe Flohkrebse Plastik im Bauch haben, hätte weltweit größtes Entsetzen auslösen müssen. Dies war aber nicht der Fall, was damit zusammenhängt, dass Menschen in erster Linie Mitgefühl für „hochentwickelte Warmblüter“ wie Wale, Hunde oder Katzen empfinden. Unsere Empathie für Tiere wie fünf Zentimeter lange Flohkrebse hält sich hingegen in Grenzen. Das ist eben das Fatale an der menschlichen Natur.
70% der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt. 80% der Lebensvielfalt unseres Planeten sind dort angesiedelt. In jedem Quadratkilometer Wasser schwimmen hunderttausende Teile Plastikmüll. Darin sind Giftstoffe wie Weichmacher oder Flammschutzmittel enthalten, die Salzwasser und Sonne freisetzen. Man kann sich das laut WWF als gigantische „Plastiksuppe“ vorstellen. 90% der Seevögel sind verseucht. Eine Tonne Plastik kommt auf drei Tonnen Fisch im Meer. All das landet über die Nahrungskette auf unseren Tellern. Die meisten Menschen haben bereits Schadstoffe von Plastikprodukten im Blut!
Mikroplastik wurde nicht nur in 11.000 Metern Seetiefe, sondern auch auf dem 8.800 Meter hohen Mount Everest nachgewiesen.
Mit anderen Worten: Wir müssen das Plastikzeitalter jetzt beenden! Jede Zahnbürste, die wir in unserem Leben verwendet haben, ist heute noch vorhanden. 1950 gab es zwei Millionen Tonnen Plastik. 2017 waren es bereits 8,3 Milliarden Tonnen und 2050 werden es 34 Milliarden Tonnen sein. Nur 20% sind in Verwendung. Der Rest ist Müll. Recycling ist ein schönes Märchen. Nur lächerliche 7,5% des weltweit hergestellten Plastiks werden wiederverwertet – und auch das zumeist nur ein einziges Mal!
Viele Menschen tun, was sie können, um Plastik zu vermeiden. Aber das reicht nicht. Wirklicher Erfolg kann nur erzielt werden, wenn sich Gesellschaft, Wirtschaft und Politik verändern. Wir haben die Grenzen des Wachstums längst erreicht. Wir werden erhebliche Geldmittel aufwenden müssen, um die ökologischen Schäden in den Griff zu bekommen – andernfalls gehen wir zugrunde.
Wer meint, die Wirtschaft habe in stürmischen Zeiten Vorrang vor dieser Daseinsfrage, dem sei mit einem Zitat des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore gekontert: „Wenn wir keinen Planeten mehr haben, geht es der Wirtschaft nicht gut.“